Right to repair: Wie unsere Elektronik nun nachhaltiger wird
In Deutschland gibt es Jahr für Jahr unzählige neue Elektro- und Elektronikgeräte. Laut Umweltbundesamt betrug die Produktion entsprechender Geräte knapp drei Millionen Tonnen im Jahr 2019. Früher oder später landen sie alle im Müll, denn viele technische Geräte halten nicht so lange, wie die Verbraucher sich das wünschen. Das ist eine enorme Belastung für die Umwelt und auch eine finanzielle Belastung für die Verbraucher. Viele fragen sich mittlerweile, ob das von der Industrie vielleicht sogar so gewollt ist, denn häufig lassen sich die Geräte gar nicht mehr reparieren.
Wie kann es besser gehen?
Dass die Elektronikhersteller absichtlich Sollbruchstellen in ihre Geräte einbauen, damit die Verbraucher früher ein neues Gerät kaufen ist ein wildes Gerücht, das sich hartnäckig hält. Vieles spricht dafür, Beweise gibt es keine. Oder warum geht der Toaster kurz nach Ablauf der Garantie kaputt? Warum hält der Akku vom Smartphone nicht länger als unbedingt notwendig? Doch es geht gar nicht darum, ob die Industrie wirklich mit Absicht die Verbraucher betrügt. Es geht vielmehr darum, dass das auch besser geht.
Gerade bei den Smartphones ist es sehr schwierig, etwas zu reparieren. Oft ist sogar der Akku fest verbaut. Auch wenn das Smartphone ansonsten noch einwandfrei funktioniert, gibt es keine Möglichkeit, den Akku zu tauschen. Verklebte Abdeckungen und Spezialschrauben machen es unmöglich, ein defektes Handy selbst zu reparieren. Manchmal wären dafür nur wenige Handgriffe notwendig. Schon seit Langem fordern Aktivisten ein Recht zur Reparatur. Nicht alle Verbraucher sind so versiert, dass sie ihr Smartphone selbst reparieren können. Daher gibt es zahlreiche Handy-Werkstätten in Deutschland. Wertgarantie ist ein Reparatur-Marktplatz, auf dem Kunden den passenden Partner für eine Handy-Reparatur finden können.
Politisch kommt etwas in Bewegung
Seit März 2021 gibt es neue EU-Regeln mit der EU-Ökodesign-Richtlinie. Darin ist für bestimmte Geräte geregelt, wie lange sie mindestens halten müssen. Auch müssen Reparaturen künftig einfacher sein. Für Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen gilt beispielsweise, dass Ersatzteile mindestens sieben Jahre lang erhältlich sein müssen. Zudem muss das Innenleben leichter erreichbar sein. Obendrein soll es bei bestimmten Teilen nicht nur Fachleuten möglich sein, sie zu ersetzen, sondern auch den Verbrauchern selbst.
Nach den neuen Regeln sind die Verbraucher also bei verschiedenen Reparaturen immer noch auf Fachleute angewiesen. Das geht dem „Runder Tisch Reparatur e.V.“ noch nicht weit genug. Zudem gelten die Regeln nicht für alle Elektronikgeräte. Insbesondere Laptops und Smartphones sind von den Regelungen ausgenommen. Ein allgemeines Recht auf Reparatur gibt es für die Verbraucher immer noch nicht.
Was ist ein Repair-Café?
Nicht jeder kann es sich leisten, mit der Reparatur seiner defekten Geräte Fachpersonal zu beauftragen. Denn Reparaturen sind oft teuer. Um es selbst zu machen, fehlt darüber hinaus das notwendige Know-how. Eine andere Möglichkeit sind sogenannte Repair-Cafés. Dabei handelt es sich um Veranstaltungen, die regelmäßig stattfinden. Dort sind Fachleute, Handwerker und Bastler anzutreffen, die sich defekte Geräte von Verbrauchern ansehen. Sie helfen, den Fehler zu finden und versuchen zusammen mit dem Verbraucher das Gerät zu reparieren. Es gibt keine Garantie, dass ein Defekt sofort behoben wird beim Besuch einer solchen Veranstaltung.
Wenn Ersatzteile notwendig sind, kann das schon mal länger dauern. Für den Verbraucher fallen nur die Kosten für die Ersatzteile an. Die Reparatur selbst erledigen die Fachleute kostenlos. Eine kleine Spende wird allerdings erwartet und ist auch durchaus angemessen. Denn oft lässt sich damit eine teure Neuanschaffung verhindern und die Natur vor wachsenden Schrottbergen und immer mehr Müll bewahren.
Ein defektes Gerät richtig entsorgen
Manchmal trotzen die Geräte allen Reparaturversuchen und müssen entsorgt werden. Sie gehören allerdings auf keinen Fall in den Hausmüll. Schadstoffe, die häufig in den Geräten verbaut sind, wie Schwermetalle, können auf der Deponie zu einem großen Umweltrisiko werden. Zudem enthalten die Geräte wertvolle Rohstoffe, die sich zurückgewinnen und recyceln lassen. Diese sind auf der Deponie auf immer verloren. Deshalb gibt es in Deutschland andere Möglichkeiten, den Elektronikschrott zu entsorgen.
Im deutschen Elektro- und Elektkronikgerätegesetz (ElektroG) ist geregelt, wo der Elektronikschrott hinsoll. Zum einen gibt es Sammelstellen bei den Kommunen, beispielsweise Wertstoffhöfe oder Recyclinghöfe. Zum anderen sind auch die Händler verpflichtet, Geräte zurückzunehmen. Händler, deren Verkaufsfläche größer als 400 m2 ist, müssen kleine Geräte zurücknehmen. Sie müssen größere Geräte annehmen, wenn der Verbraucher ein ähnliches Gerät neu bei ihnen kauft. Ab 2022 ist auch der Lebensmittelhandel zur Rücknahme verpflichtet, wenn die Verkaufsfläche größer als 800 m2 ist und sie mehrmals im Jahr Elektrogeräte anbieten.
Warum Recycling so wichtig ist
Defekte Elektronikgeräte stecken voller wertvoller Rohstoffe. In Smartphones sind beispielsweise Gold, Kobalt und Kupfer verbaut, nicht zu vergessen die Akkus. Diese Rohstoffe abzubauen ist sehr energie- und arbeitsintensiv. Daher ist es so wichtig, dass die Rohstoffe dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die EU hat dafür Regeln aufgestellt. Geplant ist, dass mindestens 65 Prozent der Geräte wieder zurückkommen, um sie zu recyceln. Deutschland ist davon allerdings noch weit entfernt. Im Jahr 2019 kamen nicht einmal 45 Prozent der Geräte zurück. Dadurch geht ein großer Teil der Rohstoffe verloren.