Metaverse: Was ist das?
Der weltweit größte Social-Media-Konzern Meta (vormals Facebook, das nun als Marke zum Meta-Konzern gehört) richtet den Blick in die Zukunft. Gelingen soll das nach dem Willen des Facebook-Gründers und Meta-CEOs Mark Zuckerberg mit einem eigenen „Metaverse“. Eine griffige Bezeichnung für eine virtuelle Welt, in der sich Menschen frei bewegen und miteinander agieren können, vom Aufbau vergleichbar wie ein modernes Computer-Rollenspiel. Handel treiben oder Dienstleistungen anbieten und kaufen gehört selbstverständlich zum Konzept dazu. Betrachtet man den IST-Zustand von Facebook, mit seinen nur eingeschränkten Möglichkeiten zur Interaktion, hat das Metaverse das Zeug zu einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Revolution. Wie diese schöne neue Welt funktioniert und welche Vorteile sich daraus für Sie ergeben könnten, lesen Sie hier.
Was ist das Metaverse?
So bahnbrechend und neu, wie das von Mark Zuckerberg erdachte Metaverse zunächst erscheint, ist es beileibe nicht. Virtuelle Welten, die der Menschheit als Rückzugs- oder Fluchtort dienen, sind in der Science-Fiction-Literatur sowie im Kino bereits seit Jahrzehnten ein Thema. Als Beispiele seien hier etwa die “Matrix”-Filmreihe oder “the 13th Floor” genannt. Auch der vor wenigen Jahren verfilmte Roman “Ready Player One” von Ernest Cline greift diese Idee auf. Technisch betrachtet sind wir schon jetzt in der Lage, diese virtuellen Welten in einer optisch überzeugenden Weise darzustellen. Was die Schnittstellen betrifft – bzw. die Geräte, die wir benötigen – um mit einer virtuellen Umgebung wie dem Metaverse zu interagieren, sind technisch allerdings noch nicht ganz so weit fortgeschritten wie im Film.
Zu den wichtigsten Eckdaten, die das Metaverse ausmachen, zählen unter anderem folgende Punkte:
- Jeder Teilnehmer, sofern die technischen Anforderungen auf Benutzerseite erfüllt sind, kann am Metaverse teilhaben und z. B. eigene digitale Inhalte erstellen, mit denen auch andere Benutzer*innen interagieren können.
- Das Metaverse ist kein Raum ohne Zeit. Tageszeiten vom frühen Morgen bis zum späten Abend verlaufen parallel zu der Zeit in der echten Welt. Interaktionen, gekaufte oder verkaufte Waren, sowie weitere Tätigkeiten in der virtuellen Welt haben auch in der realen Welt einen Effekt. Kaufen Sie bspw. ein virtuelles Grundstück, bezahlen Sie mit echtem Geld dafür.
- Das Metaverse soll also explizit kein in sich geschlossenes Universum sein, sondern durchlässig und somit auch mit der echten Welt verbunden. Pausen, Urlaub oder sonstige Auszeiten wird es in Zuckerbergs schöner neue Welt nicht geben. Sicherlich lassen sich je nach Metaverse-Region auch Dämmerung, Tag und Nacht simulieren, doch eines ist klar: Das Metaverse läuft durch, Unterbrechungen gehören nicht zum Konzept, es sei denn, technische Probleme oder ein Ausfall des Internets führen zu Pausen.
- Handel treiben, digitale sowie reale Güter bewerben, kaufen und verkaufen oder aber Dienstleistungen anbieten und mit Menschen weltweit kommunizieren: All das und vieles mehr ist im Metaverse möglich. So gibt es unter anderem digitale Objekte, die verkauft oder gekauft werden können, z. B. seltene Gegenstände, die in Videospielen gewonnen werden können.
- Jeder Teilnehmer erstellt im Prinzip ein virtuelles und digitales Selbst seines realen Ichs, das er durch das Metaverse steuert. Diese künstliche Person, die auch als Avatar bezeichnet wird, lässt sich natürlich individuell gestalten. Sie können z. B. Kleidung und Schuhe für Ihr digitales Abbild von den Firmen kaufen, die Sie auch in der realen bevorzugen. Wichtig ist aber: Die Zahl der möglichen Avatare ist praktisch unbegrenzt. Jeder Nutzer besitzt ein digitales Ich, aber es gibt natürlich auch künstliche Akteure, die Services anbieten, sich in Spielen als NPC ( = “Non-Player Charakter”, Englisch für “Nicht-Spieler Charakter”) unter die echten Gamer mischen und viele weitere, von einer Software gesteuerten Avatare.
- Im Vergleich zur realen Welt sind Ihnen, bzw. dem Metaverse praktisch keine Grenzen gesetzt. Das betrifft nicht nur die Platzverhältnisse, die unendlich groß sind, sondern auch die Umgebung. In Sekundenbruchteilen aus dem afrikanischen Dschungel in den Weltraum, um sich den Mars-Mond Phobos anzuschauen? Warum nicht, denn im Metaverse gibt es keine Einschränkungen. Natürlich gehört es aber auch zum Geschäftsmodell des Metaverse, dass sich die Designer solcher Umgebungen bezahlen lassen werden, wenn Sie eine mühevoll gestalteten Landschaft betreten.
Wann kommt das Metaverse und wie kann man als Privatperson darauf zugreifen?
Das “Wann?„ ist momentan wahrscheinlich eine der zentralen Fragen, wenn es um ein konkretes Datum der Fertigstellung geht. Natürlich muss man dieser Frage immer auch vorausschicken, dass das Metaverse – sollte es denn erfolgreich sein – prinzipiell nie fertig wird. Leichter kann die Frage nach den Zutrittsmöglichkeiten beantwortet werden. Die gute Nachricht: Um am Metaverse teilzunehmen ist, anders als angenommen, nicht zwingend eine VR-Brille (VR = virtuelle Realität) notwendig.
Facebook betrachtet das Metaverse grundsätzlich als eine Welt, an der alle Teilnehmer partizipieren können. Das erklärt auch, warum Meta selbst Geräte wie die Portal-Devices anbietet. Hierbei handelt es sich im Grunde um Geräte, die eine Kombination aus Kamera und Mikrofon darstellen. Wahlweise sind die Meta-Portale mit einem integrierten Monitor ausgestattet oder können per HDMI an das Wohnzimmer-TV angeschlossen werden. Möglich werden damit unter anderem Videoanrufe – optional auch in großen Gruppen. Zudem sind die Meta-Portale dazu geeignet, AR-Apps auszuführen.
Mittels AR (Augmented reality = erweiterte Realität) können bspw. digitale Elemente in der Realität angezeigt werden. Hierzu nimmt die Kamera der Portal-Geräte Sie auf und zieht Ihnen z. B. einen digitalen Hut auf. Derzeit sind die Portal-Geräte allesamt nicht in Deutschland verfügbar. Kaufen können sie hingegen aber die Metaquest 2 VR-Brille. Sie ist nicht nur eine der zurzeit leistungsfähigsten VR-Brillen, sondern die insgesamt beste Art, das Metaverse in seinem vollen Umfang zu nutzen.
Unter anderem können Sie damit in virtuelle Spielwelten eintauchen oder den App-Store, der direkt über die Brille erreichbar ist, erkunden. Bereits jetzt verfügbar sind die Horizon Workrooms, die allerdings eher für die kollaborative Arbeit in Gruppen gedacht sind. Die derzeit wohl vielversprechendste Möglichkeit am Metaverse teilzunehmen, sind Brillen, die in Kooperation mit Ray Ban entwickelt wurden. Wer allerdings eine AR-Brille erwartet hat, die zum Beispiel eine Navigation per ins Sichtfeld eingeblendeter Richtungsangaben ermöglicht, wird enttäuscht. Viel mehr als Fotos und Videos aufnehmen, telefonieren und den - in Deutschland derzeit noch nicht verfügbaren - Facebook-Assistenten nutzen ist mit der Brille nicht möglich.
Damit kommen wir auch zum derzeit wohl größten Kritikpunkt am Metaverse: Niemand weiß, ob es nach seiner Fertigstellung in sich geschlossen sein wird oder nicht. Bildet es mit anderen, bereits vorhandenen Plattformen eine Einheit? Dieses Antworten bleibt uns Mark Zuckerberg immer noch schuldig.
Was ist an Funktionen für das Metaverse geplant?
Wie bereits angeschnitten, gibt es konzeptionell betrachtet keine Einschränkungen hinsichtlich der Funktionen. Wichtig ist es, sich vor Augen zu halten, dass der Mutterkonzern Facebook Geld mit seinem Metaverse verdienen will. Entweder über den Verkauf virtueller Güter oder kostenpflichtige Service-Angebote, die zur Nutzung von Chats, Dienstleistungen sowie als Händler/Kunde im Metaverse notwendig sind. Denkbar ist natürlich auch, dass sich die Besucher des Metaverse in einem virtuellen Restaurant oder Café mit Ihren Freunden und Verwandten treffen und hier virtuelle Güter einkaufen. Auch der Gesundheitssektor, vom großen Krankenversicherer bis zum niedergelassenen Arzt, könnte erheblich von Meta profitieren. Die virtuelle Sprechstunde ohne Wartezeiten, in der Sie Ihrem Arzt quasi gegenüberstehen, ist nur eine von vielen Optionen.
Auch wird es leichter sein, sich ein Bild vom nächsten Urlaubsort zu machen. So können Sie vor der Buchung einen Rundgang durch den Urlaubsort machen oder das Hotel einem Check unterziehen, bevor Sie – natürlich auch direkt im Metaverse – Ihre Reise buchen. Genauso laufen zukünftig vielleicht auch Museumsbesuche ab, ohne dass Sie den Louvre persönlich aufsuchen müssen, wenn Sie sich Da Vincis Mona Lisa anschauen wollen. Egal, ob Interaktion mit der virtuellen Welt, Sight Seeing oder eine ernsthafte Kaufabsicht für virtuelle und reale Güter: Das Metaverse bietet praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, von denen einige aber auch erst in vielen Jahren marktreif sein könnten.
Was sind die Metaverse-Kernattribute?
Technisch betrachtet ist das Metaverse keine Revolution oder gar ein großer Wurf, der uns vor Augen hält, was machbar ist. Die Technologie, um Nutzer an der Welt partizipieren zu lassen, gibt es bereits seit Jahren. Spannend ist vor allem, dass Meta – nach Wunsch von Mark Zuckerberg – alle Lebensbereiche durchdringen soll. Von Freizeitaktivitäten über Reisen und Einkaufstouren bis hin zum Arbeitsplatz soll das Metaverse schrittweise zum Mittelpunkt unseres Lebens werden. Jeder soll theoretisch mit jedem verbunden sein und das Metaverse vollumfänglich in seiner ganzen Pracht genießen können. Dass es natürlich eine Mehrklassengesellschaft geben wird, in der eben nicht jeder Nutzer Zugang zu allen Bereichen haben wird, gilt aber jetzt schon als gesetzt. Denn nicht zuletzt geht es darum, Geld zu verdienen und um die Kontrolle über das Internet, so wie wir es heute kennen.
Wie soll das Metaverse „aussehen“ und wie unterscheidet es sich vom Internet?
Wie bereits erwähnt, baut das Metaverse auf bereits verfügbaren Technologien auf, die keine Innovationen darstellen. Auch kann man nicht vom Metaverse sprechen, ohne das Internet miteinzubeziehen. Tatsächlich ist das Metaverse ohne die über Jahrzehnte aufgebaute Internet-Basis nicht denkbar. Es ist somit auch nicht davon auszugehen, dass sich das Metaverse irgendwann komplett vom Internet trennen wird. Zum Aussehen der schönen neuen Welt kann man derzeit noch nicht viel sagen, aber zumindest mutmaßen, wie das Metaverse in 5 oder 10 Jahren aussehen könnte. In Abhängigkeit von der Art der Anwendung wird das Metaverse sehr wahrscheinlich viele Gesichter haben. Nicht jeder Nutzer wird sein halbes Leben in einer virtuellen Umgebung verbringen wollen. Denkbar ist auch, dass AR-Anwendungen, die z. B. mittels der passenden AR-Brillen genutzt werden können, einen Boom erleben.
Je nachdem, ob wir einkaufen gehen oder auf dem Weg zum Supermarkt sind, könnten Werbeeinblendungen uns davon überzeugen, doch bei einem anderen Supermarkt vorbeizufahren, weil der Preis für Waschmittel dort niedriger ist. Vielleicht genügt auch ein Blick mit der Brille in den Kühlschrank, um uns darüber zu informieren, was fehlt und dringend gekauft werden muss. Eine dritte Nutzergruppe will von alldem vielleicht gar nichts wissen, möchte aber dennoch mit einem Meta-Portal-Gerät teil der weltumspannenden Gemeinschaft, wie sie Herrn Zuckerberg vorschwebt, werden. Spannend wird es allemal und es bleibt abzuwarten, ob sich die anderen großen Internet- und Tech-Konzerne Meta anschließen oder gleich Ihre eigene kleine Welt aufbauen. Die Konkurrenz schläft nicht und der Erfolg hängt davon ab, ob es nicht doch noch ein Konzept geben wird, dass offener und somit auch für die breite Masse zugänglicher ist als Meta es derzeit noch nicht wirklich ist.