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Anonymität im Internet – im Web ohne Spuren surfen

Wie Sie Anonymität im Internet wahren können

Wer im Internet surft, hinterlässt dabei Spuren. Denn jedes Gerät verbindet sich mit dem Word Wide Web über eine eindeutige IP-Adresse. Dennoch gibt es Möglichkeiten, um anonym im Internet zu surfen. Allerdings ist Anonymität im Internet nicht nur mit Vorteilen verbunden. Wir klären auf.

So lassen sich unsere Spuren im Web nachvollziehen

„Das Internet vergisst nicht“ ist ein häufig zitierter Satz, wenn es um Bilder und Texte im World Wide Web geht. Denn tatsächlich ist es sehr schwer, einmal im Web veröffentlichte Inhalte wieder zu löschen. Im gleichen Zuge könnte man auch sagen: „Das Internet weiß immer, wer du bist“. Es gibt nämlich viele verschiedene Hinweise, die auf einen eindeutigen Nutzer hindeuten.

IP-AdresseJedes Gerät, das sich mit dem Internet verbindet, hat eine eindeutige Adresse. Diese sogenannte IP-Adresse besteht aus Zahlenblöcken. Der erste Block verrät zum Beispiel die geografische Region, in welcher das Gerät auf das Internet zugreift. Sobald Sie zum Beispiel mit Ihrem Browser eine Internetseite aufrufen, wird Ihre IP-Adresse benötigt, um eine Verbindung zu Ihrem Rechner herzustellen. Der jeweilige Server speichert diese IP-Adresse in einem sogenannten „Logfile“. Anhand der IP-Adresse lässt sich zum Beispiel die Stadt und in manchen Fällen sogar die Straße ermitteln, in der Sie sich aufhalten.
Nutzer-IDsWerbenetzwerke nutzen sogenannte „Nutzer-IDs“, um Werbung gezielt auszuliefern. Hierfür werden zum Beispiel Informationen aus Nutzeraccounts, dem Browserverlauf von angemeldeten Nutzern, dem Surfverhalten, der besuchten Seiten gesammelt und zu einem Profil gebündelt. Der Datenschutz gibt vor, dass diese Nutzer-IDs nur anonymisiert angelegt werden dürfen. Doch mit Hilfe großer Datenmengen und durch die bewusste Datenverknüpfung lassen sich viele Nutzer einfach identifizieren.
CookiesBei Cookies handelt es sich um kleine Textdateien, die Informationen zum Nutzungsverhalten von Websites speichern. Cookies können neben den zuvor besuchten Websites auch speichern, mit welcher Suchanfrage Nutzer auf eine Website gekommen sind, ob Produkte im Warenkorb abgelegt wurden oder wie lange ein Nutzer auf einer Website war. Cookies werden überwiegend für Werbezwecke eingesetzt, können aber tiefgreifende Rückschlüsse auf Nutzer bieten.
Browser-VerlaufSobald Sie Ihren Browser starten, werden standardmäßig alle Einträge protokolliert. Apps oder Plugins können häufig auf Daten des Browserverlaufs zurückgreifen und so Ihr Surfverhalten oder Ihre Interessen analysieren.
SuchmaschinenJede Suchmaschine erstellt neben Nutzer-IDs auch Suchverläufe. Melden Sie sich als Nutzer an, werden alle eingegebenen Daten Ihrem Profil zugeordnet. Anhand dieser Daten bleiben Sie nicht mehr anonym im Internet.
GPS-DatenViele Apps für Smartphones greifen ebenso wie manche Websites auf den Standort des Nutzers zurück. Was praktisch ist, wenn zum Beispiel lokale Suchergebnisse angezeigt werden, kann aber gleichzeitig unsere Anonymität im Netz aufheben. Und zwar dann, wenn der Nutzerstandort mit anderen Daten verknüpft wird.
Smart HomeDigitale Assistenten und Smart-Home-Geräte lassen sich in der Regel nur mit einer Anmeldung nutzen. Somit wissen zumindest die Anbieter dieser Geräte genau, wann, wo und wie Sie diese nutzen. Durch die eindeutige Zuordnung bleiben Sie so nicht mehr anonym.
Soziale NetzwerkeJede Anmeldung in einem sozialen Netzwerk verringert die Möglichkeit, dass Sie Anonymität im Internet genießen können. Je mehr Daten Sie dort preisgeben, desto schwieriger wird es, diese wieder aus dem Netz zu bekommen.

Info: Wie lange werden eigentlich IP-Adressen beim Provider gespeichert?

Internetprovider sind gesetzlich dazu verpflichtet, IP-Adressen ihrer Nutzer zehn Wochen lang zu speichern. Da die IP-Adresse zu den personenbezogenen Daten gehört, unterliegt sie den geltenden Datenschutzbestimmungen. Websites und andere Anbieter, die IP-Adressen speichern, müssen deshalb in den Datenschutzbestimmungen angeben, wie lange sie diese speichern und wofür die IP-Adresse verwendet wird. 

Was Anonymität im Internet bedeutet

Anonymität im Internet bedeutet, dass Sie ohne Nachverfolgung Websites besuchen oder Apps nutzen können. Ebenso beinhaltet die anonyme Nutzung, dass Sie nirgendwo Ihren echten Namen nennen müssen und ohne Cookies surfen können.

Wer jedoch das Internet zum Einkaufen, fürs Online-Banking oder zur Informationssuche nutzt, wird vollständige Anonymität nie erreichen. Spätestens bei der Anmeldung in einem Online-Shop oder bei einem Zahlungsanbieter werden Ihre Daten erfasst. Das ist auch wichtig, denn sonst wäre die Gefahr von Cyberkriminalität noch höher und die Internet-Sicherheit noch stärker gefährdet.

Da die Funktionsweise des modernen Internets auf IP-Adressen angewiesen ist, wird es auch nicht möglich sein, das Internet ohne IP-Adresse zu nutzen. Es gibt zwar Möglichkeiten, die Rückverfolgung einzuschränken, aber am Ende gibt es immer einen Rechner, der mit einer eindeutigen IP auf das Internet zugreifen muss.

Viele Nutzer fürchten Überwachung und wollen deshalb anonymisiert surfen

Anonymität im Internet ist für viele Menschen wichtig, weil sie die Überwachung durch staatliche Stellen fürchten. Darüber hinaus wollen viele Menschen nicht, dass Internetkonzerne anhand von Surfverhalten oder Einkäufen alles über einen Nutzer wissen. Der große Wunsch nach Anonymität reicht auch bis zum Einkauf vor Ort. Dort ziehen zum Beispiel viele Menschen Barzahlung der Kartenzahlung vor, um auch hier nicht unter der Kontrolle von für sie nicht transparenten Instanzen zu stehen.

Essenziell für Menschen, die Repressalien in nicht demokratischen Staaten fürchten müssen

Der Schutz der eigenen Persönlichkeit ist vor allem in staatlichen Strukturen wichtig, die nicht auf demokratischen Werten beruhen. So können zum Beispiel Journalisten in Diktaturen verfolgt werden, wenn sie im Internet unter ihrem Namen Kritik am Staatsführer üben. Selbst Privatpersonen müssen in bestimmten Ländern mit empfindlichen Strafen rechnen, wenn sie ihre persönliche Meinung öffentlich kundtun. Für diese Menschen ist Anonymität im Internet wichtig.

Anonym surfen birgt auch Gefahren

So groß der Schutz für viele Menschen dank der Anonymität im Netz ist, so gefährlich kann sie auch sein. Denn in vielen Fällen nutzen Menschen das anonyme Web für kriminelle Zwecke oder es kommt zu Hassrede, Mobbing oder Stalking. So werden zum Beispiel Personen des öffentlichen Interesses immer wieder Opfer von Beleidigungen bis hin zu Drohungen von Nutzern, die die Anonymität des Internets ausnutzen.

Im Überblick: Vorteile und Nachteile von anonymer Internetnutzung

Vorteile

Nachteile

Schutz vor staatlicher Kontrolle

Verringert die Sicherheit z.B. in sozialen Netzwerken

Schutz für freie Meinungsäußerung

Verringert die Internetsicherheit für Kinder und Erwachsene

Verringert die Datenmacht von Internetkonzernen

Erschwert die Verfolgung von Straftaten

Info - Klarnamenpflicht: Was bedeutet das?

In Deutschland wird immer wieder die Forderung einer sogenannten „Klarnamenpflicht“ laut. „Klarname“ bedeutet in diesem Fall, dass Internetnutzer Profile in Social Media zum Beispiel nur mit ihrem echten Namen anlegen dürfen. Befürworter wie der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble argumentieren, dass mit der Klarnamenpflicht zum Beispiel Straftaten wie Hassrede oder Mobbing besser verfolgt und auch verhindert werden können. Kritiker monieren, dass die Persönlichkeit und die Meinungsfreiheit von Nutzern durch die Nennung des Klarnamens nicht mehr geschützt bleiben.

Anonym surfen: So schalten Sie Datenschnüffler aus

Viele Nutzer wollen anonym surfen, weil sie der Meinung sind, dass ihre Internetnutzung Privatsache ist und es Suchmaschinen sowie Provider nichts angeht, wo und wie sie sich im Netz bewegen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um anonym im Internet zu surfen.

Proxy-Server

Wenn Sie über einen sogenannten Proxy-Server ins Internet gehen, wird die IP-Adresse dieses Servers verwendet. Ihre eigene IP-Adresse bleibt der Website, die Sie aufrufen dabei verschleiert. Es gibt sowohl Proxy-Dienste, die Sie zum Beispiel kostenpflichtig nutzen können. Es gibt aber auch Proxy-Websites, auf welchen Sie direkt mit einem Proxy-Server weitersurfen können.

Tor-Browser

Dieser Browser basiert auf der Onion-Netzwerktechnik. Dabei wird eine Internetverbindung zum einen über mehrere Proxy-Server weltweit geleitet und gleichzeitig verschlüsselt. Das soll den Zugriff auf die Daten durch Dritte verhindern und eine Nachverfolgung der IP-Adresse unmöglich machen.
Surfen im öffentlichen WLANWenn Sie in einem öffentlich zugängigen WLAN-Netzwerk surfen, kann Ihre IP zwar nachverfolgt werden, sie lässt aber keine Rückschlüsse auf Ihre Person zu. Allerdings müssen Sie beim Surfen im öffentlichen WLAN und Netzwerk besonders auf Datenschutz und Sicherheit achten.
VPNEin Virtual Private Network stellt eine direkte Datenverbindung zwischen Ihrem Gerät und einem anderen Server her. Diese Verbindungen gelten als sehr sicher und sind mit spezieller Software möglich.

 

Fazit: Vollständige Anonymität im Internet gibt es nicht

Wer anonym surfen möchte, hat es schwer. Denn trotz technischer Hilfsmittel wie VPN-Verbindungen, Tor-Netzwerk oder Proxy-Servern gibt es absolute Anonymität im Internet nie. Für den täglichen Gebrauch reichen jedoch meist Proxy-Server aus, um zum Beispiel beim Surfen nicht mit der eigenen IP-Adresse identifiziert werden zu können. Am Ende spielt aber auch das eigene Verhalten eine zentrale Rolle. Hier gilt: Je weniger Daten von uns im Internet sind, desto anonymer sind wir dort.

FAQ zu Anonymität im Internet

Wie testet man, ob man anonym im Internet unterwegs ist?

Einen richtigen Test dafür gibt es nicht. Sie können jedoch Seiten wie wieistmeine.ip verwenden, um zu prüfen, welche IP-Adresse Ihr Proxy-Server verwendet.

Mit dem privaten Modus eines Browsers surfen Sie nicht anonym. Es werden lediglich keine Cookies gespeichert und es wird kein Browserverlauf angelegt.

Tipp:So starten Sie Firefox im privaten Modus.

Mit diesen Browsern ist anonymes Surfen nur mit entsprechender Software bzw. VPN-Verbindungen oder Proxy-Servern möglich.

Tipp:Mit dem Avast Secure Browser die Privatsphäre schützen.

Anonym zu surfen, indem zum Beispiel die IP-Adresse verschleiert wird, ist nicht verboten.

Tipp:Mit diesen Tricks surfen Sie sicher mit Google Chrome oder Firefox.