Neue Trends, neue Technik: So zocken wir in Zukunft
Computerspiele sind im Laufe der Zeit von einer Freizeitaktivität für schräge Nerds zu einem Massenphänomen geworden. Gezockt wird dabei inzwischen nicht mehr nur am Computer. Vor allem mobile Geräte haben in den letzten Jahren schon für einige Neuerungen gesorgt.
Bunte Evolution der Gamesbranche
Dabei hat das digitale Spielen ohnehin von den Anfängen bis heute eine rasante Entwicklung hingelegt. Unvergessen sind für viele immer noch die simplen Games der ersten Stunde mit der pixeligen 8‑Bit-Grafik, die derzeit sogar ein regelrechtes Revival erleben. Neuauflagen der alten Konsolen wie dem Nintendo Classic Mini oder die Atari Flashback 8 Gold erlauben es, die alten Klassiker wieder zu spielen.
Verschiedene Genres haben sich bei den digitalen Spielen etabliert, vom einfachen Arcade-Game über bunten Jump‘n‘Run-Spaß bis hin zu komplexen Strategie- oder Abenteuerspielen. Die Verknüpfung über das Internet oder auch der wachsende Einfluss sozialer Netzwerke hat erneut frischen Wind in die Branche gebracht. Pokemon Go hat hier mit einem völlig neuen Ansatz zuletzt wohl für den größten Wirbel gesorgt.
Die große Bedeutung des Gaming heute zeigt sich vielleicht am deutlichsten bei den E-Sport Veranstaltungen, die ähnlich wie traditionelle sportliche Disziplinen tausende Zuschauer in die Arenen locken, in denen Wettkämpfe in den einzelnen Spielen ausgetragen werden.
Virtual Reality – Spielen in der dritten Dimension
Öffentliche Zockerbuden, wie wir sie etwa aus Filmen von der japanischen Kultur her kennen, haben sich in Europa nie wirklich durchgesetzt. Dort waren in den frühen 90ern bereits Vorstufen der Virtual Reality bei einigen Anwendungen zu finden. Im Mutterland der Videospiele gab es in den Spielhallen riesige Aufbauten mit interaktiven Steuermöglichkeiten – etwa bei Fahrsimulatoren für Rennspiele, die in gewisser Weise bereits eine virtuelle Realität zu simulieren versuchten.
Von den technischen Neuerungen im Bereich der VR-Brillen wird indes großes erwartet. Sie sollen die grafische Umgebung aus den Spielewelten noch echter und quasi dreidimensional erlebbar machen. Kritiker sehen hier allerdings immer noch Defizite, die dafür sorgen, dass der Markt hier langsamer voranschreitet als erwartet. In der Praxis erweisen sich die Brillen nämlich immer noch als relativ schwerfällig und erlauben dem Träger weitaus weniger Möglichkeiten, als wir uns das vielleicht vorstellen.
Für wirklich hochauflösende Grafiken ist zudem eine große Rechnerleistung notwendig. Wer sich also bereits ein Exemplar gekauft hat, muss für ein beeindruckendes Spielerlebnis oft auch hier nochmals nachrüsten. Für die Playstation ist etwa eine Zusatzbox (PlayStation VR) notwendig, um die Möglichkeiten eines speziellen Virtual Reality Spiels im vollen Umfang nutzen zu können.
Auch wenn die Technik immer noch verbesserungswürdig ist, so birgt sie doch die Möglichkeit das Spielen auf eine ganz andere Art wie bisher erlebbar zu machen. Verschiedenartige Bediengeräte können dann auch innovative Methoden der Interaktion ins Spiel bringen. Hier bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze in Zukunft weiterentwickeln wird.
Games as a Service
Die Vernetzung unserer Multimediageräte mit dem Internet macht künftig möglicherweise spezielle Spielekonsolen überflüssig. Bereits heute wird oft und gerne im Netz gespielt. Spiele werden künftig möglicherweise gar nicht mehr in Form eines Datenträgers gekauft werden müssen.
Branchenreise EA (Electronic Arts) macht es vor: Die Xbox-One verfügt heute bereits über die Möglichkeit, über den Dienst EA Access auf verschiedene Spiele wie etwa Fifa 17 zuzugreifen. Bei Microsoft heißt dieses Angebot Xbox Games Pass. Ähnlich dem Streamingdienst Netflix sollen die einzelnen Titel dann nach einem innovativen Bezahlmodell abgerechnet werden.
Die Herausforderung dabei: Eine faire Bezahlung über pauschale Flatrates ist bei den vielen unterschiedlichen Spiele und der individuellen Nutzungsdauer kaum möglich. Die Preisgestaltung zeigt sich hier weitaus komplexer.
Dennoch ist das Spielen in der Cloud so beliebt wie nie. Die Macher von Open‑World‑Games wie Minecraft, GTA V Online oder Guild Wars 2 gehören hier zu den Großverdienern. Spiele, die offen konzipiert sind und ständig erweitert werden – im Gegensatz zu jenen die mit dem erfolgreichen Kampf gegen den Endgegner abschließen – können mit geringerem Entwicklungsaufwand über Jahre hinweg ihr Publikum begeistern.
Für das Spiel wird dann nicht einmal am Anfang bezahlt, sondern es kann immer wieder Geld für neue Erweiterungen ausgegeben werden. Nicht immer ist klar, wie sinnvoll eine solche Erweiterung oder ein Bonuspaket für die Endlosspiele sind.
Einzel- oder Multiplayer – Was liegt im Trend?
Die Möglichkeit beim Spielen online Freunde zu treffen übt auf viele eine große Anziehungskraft aus. Immer seltener sind deshalb klassische Einzelspieler-Games mit abgeschlossenem Ende zu finden. Der kostenlose Einstieg der Online-Multiplayer-Titel ist meist attraktiver und einige Spiele bieten die Option, das Freunde auch zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen können.
Dabei gibt es neben den MMOs (Massively Multiplayer Online Games) auch Alternativen, bei denen der Ansatz des Singleplayer-Spiels im Vordergrund steht, aber dennoch die Möglichkeit gegeben ist, im Spiel auf andere zu stoßen. In No Man’s Sky etwa besteht das Ziel darin, sich durch den Weltraum zu bewegen und die Mitte der Galaxie zu erreichen. Insgesamt 18 Trillionen Planeten zeichnen die virtuelle Welt dabei aus – ein zufälliges Zusammentreffen zweier Spieler ist deshalb allerdings relativ unwahrscheinlich.
Herausforderung Mobile Gaming
Eine Zeitlang sahen die Hersteller die weniger komplexen Minispiele für Smartphone oder Tablet eher als parallelen Markt zu den Konsolen-Games. Doch inzwischen sind diese zu einer ernsthaften Konkurrenz geworden. Deshalb werden oftmals auch mobile Versionen der ursprünglichen Desktop-Spiele auf den Markt gebracht.
Die Herausforderung besteht hier darin, auf die unterschiedlichen Bedienmöglichkeiten einzugehen. Zwar sind die Spiele optisch gleichartig aufgebaut, doch die Navigation mit der Maus oder per Fingersteuerung hat jeweils ganz verschiedene Vor- und Nachteile.
Ein neues Konzept verfolgt dabei Nintendos hybride Spielkonsole Switch. Sie lässt sich sowohl als Handheld-Gerät mit berührungsempfindlichem Bildschirm, ähnlich wie Smartphone oder Tablet verwenden und wird dabei durch zusätzliche Controller erweitert. Zudem lässt sich die Minikonsole über ein HDMI-Kabel mit dem Fernseher verbinden. Auch hier steht zusätzlich zu den Karten als Spieldatenträger eine Online-Plattform zur Verfügung. Ab 2018 können hier verschiedene Abos gekauft werden, von 30 Tagen bis zu einem Jahr.
Problem Datenschutz
Wenn live im Netz gespielt wird, spielt automatisch auch der Datenschutz eine Rolle. Meist muss um überhaupt spielen zu können zuerst ein Profil beim Anbieter angelegt werden. Hier sollte jeder genau hinschauen, wo und auf welche Weise private Angaben gespeichert werden und welche weiteren Daten beim Spielen gesammelt werden. Nicht immer ist klar ersichtlich, wie die Informationen aus den Nutzerprofilen noch anderweitig Verwendung finden.
Beim kostenlosen Spiel Sea Hero Quest VR sollen Nutzerinformationen über das individuelle Spielverhalten ganz offiziell der Wissenschaft dienen. Die Virtual-Reality Version ist in einer Kooperation der Deutschen Telekom zusammen mit dem Entwickler Glitchers und zwei englischen Universitäten gezielt für die Alzheimerforschung entstanden. Allerdings ist hier ganz eindeutig klargestellt, dass die Daten anonym weitergegeben werden.
Die Hersteller halten sich ansonsten allerdings allzu oft nicht an die geltenden Datenschutzbestimmungen und regelmäßige Kontrollen der Behörden finden so gut wie gar nicht statt. In vielen Fällen sind die Klauseln unverständlich oder schwammig formuliert. Bislang kann sich jeder deshalb nur schützen, indem bei einem Profil so wenig persönliche Informationen wie möglich angegeben werden.
Die Möglichkeit, ein Pseudonym zu verwenden sollte in jedem Fall genutzt werden. Darüber hinaus sollte man darauf verzichten, die Spielerprofile mit den Konten auf den sozialen Medien zu verknüpfen. Wenn noch mehr Informationen verlangt werden ist es dann meist ratsam, auf das Angebot zu verzichten.
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