Spielerisch lesen und schreiben lernen
Heimunterricht und Videokonferenzen mit Grundschullehrer*innen sind in den letzten beiden Jahren coronabedingt zu einem großen Thema geworden. Eltern im Home-Office atmen auf, weil sich der Lernrückstand in Grenzen hält und sie mit der Vermittlung schulischer Inhalte nicht alleine gelassen werden. Zusätzliche Unterstützung bietet sich den Eltern dank digitaler Lern-Apps für Android- und iOS-Geräte. Ein Paradebeispiel für eine kindgerechte und ab dem Vorschulalter geeignete Lese- und Schreiblern-App ist das Edurino-Starterset. Ob und wie sich die Kombination aus App, Stift und Spielfigur bei drei Kindern im Vorschulalter bewährt, lesen Sie hier.
Unsere Testpersonen, die Edurino auf den Zahn fühlen sind die Zwillinge Annie und Frida, 4 ½ Jahre und der „große“ Bruder Willem. Er wird im Juli 6 Jahre alt und nach den Schulferien eingeschult. Die drei sind mit der Bedienung von iPad, iPhone und Android-Smartphone vertraut und somit die idealen Tester für Edurino, das sich speziell an Vorschulkinder ab 4 Jahre und aufwärts richtet. Lese- oder Schreibfertigkeiten sind nicht notwendig, da sämtliche Aufgaben auf Wunsch vorgelesen werden. Das Edurino-Starterset „Erstes Lesen & Schreiben“ untertitelt der Hersteller mit „Vorschule der Zukunft“. Was beim Auspacken der stabilen Einschubbox auffällt: Das Edurino-Set kommt ohne Elektronik aus, womit auch die für Eltern mitunter nervenaufreibende Suche nach passenden Batterien entfällt.
Die Box enthält:
- Eine kleine Spielfigur der Füchsin Mika
- Einen ergonomisch geformten Eingabestift mit einer weichen Spitze
- Eine Schnellstartanleitung sowie zwei Aufkleber
Mika besteht aus hochwertigem und biegsamen Kunststoff und macht einen robusten Eindruck, was ihre Lebensdauer deutlich erhöhen sollte. Der Stift ist nicht zu dünn, rollt aufgrund der dreieckigen Form nicht vom Tisch und besitzt eine auf Kinderhände zugeschnittene, geriffelte Griffzone. Auf der Unterseite der kleinen Füchsin befindet sich ein dreieckiges Loch, sodass Mika auch als Stiftkappe zum Schutz der weichen Spitze dient.
Kein Schnäppchen, dafür ohne zusätzliche Kosten durch In-App-Käufe
Bevor es mit dem Lernspaß losgehen kann, muss nur noch die kostenlose Edurino-App über den jeweiligen App Store installiert werden. Neben iOS- und Android-Geräten werden auch Amazon Fire OS-Devices unterstützt. Positiv: Edurino verzichtet gänzlich auf Werbung und In-App-Käufe. Dafür ist das Starter-Set mit einem UVP von 44,99 Euro auch kein Mitbringsel, das man so einfach zwischendurch kauft. Günstiger sind die angekündigten Themenwelten „Zahlen & Mengen“ mit Waschbär Robin, sowie „Erstes Englisch ab 4“ mit dem bunten Vogel Niki, die allerdings nur in Verbindung mit dem Starter-Set genutzt werden können. Beim ersten Start führt ein Assistent durch die Konfiguration, bei der unter anderem das Alter des Kindes angegeben, sowie ein auch nachträglich konfigurierbarer Avatar angelegt wird. Danach müssen wir Mika auf einen Kreis setzen, der auf dem Bildschirm angezeigt wird. Mittels dreier Positionsnoppen auf der Unterseite erkennt das iPad die Figur, die danach jedoch nicht mehr benötigt wird.
Die Einführung in die spannende Geschichte fesselt die Drei vom Fleck weg. Ein an einen Yeti erinnerndes Wesen erklärt, dass es Hilfe benötigt, um die von den Chaosmonstern befallene Welt der Wörter wieder in Ordnung zu bringen. Urplötzlich ist es still am Küchentisch und die drei Tester können es kaum noch abwarten. Willem macht den Anfang, was seine Schwestern nur zähneknirschend hinnehmen. Doch auch das Zugucken macht allem Anschein nach Spaß, da alle drei gebannt auf den Bildschirm schauen. Insgesamt umfasst die Welt 20 Lernspiele, die je nach eingestelltem Alter einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad aufweisen. Die nächsten 10 Minuten findet Willem Reimpaare, in dem er einer Ameise in Ihrem Bau den Weg zu sich reimenden Wörtern weist. Im weiteren Verlauf müssen nicht nur Wortpaare gefunden, sondern z. B. auch Wörter der Länge nach geordnet werden, um damit eine Brücke zu reparieren. Sehr schön animiert sind auch Krake und Anglerfisch, die durch Kitzeln Silben ausspucken, die danach per Stift zusammengesetzt werden.
Clever gelöst: Zu verbindende Wörter, die sich aufeinander reimen oder Begriffe mit der gleichen Anzahl an Silben, können sich die Kinder jederzeit per Tipp vorlesen lassen. Weiterhin erklärt Mika vor jedem Lernabschnitt genau, was zu tun ist, auch wenn die darauf folgende Aufgabe zur Beseitigung der Chaosmonster meist intuitiv und leicht verständlich ist. So finden auch Frida und Annie, die gerade damit beginnen ihren eigenen Namen zu schreiben, einen schnellen Einstieg in die App. Mama und Papa müssen tatsächlich kaum eingreifen. Natürlich kann der Schwierigkeitsgrad bzw. das Alter auch im Nachhinein verändert werden. Zwischen den Übungen kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Von den Minispielen sind alle drei schwer begeistert. So sorgt das Zähneputzen, Waschen und abschließende Föhnen eines Monsters per Wischbewegung für Abwechslung. Gleichzeitig wird so auch das Handgelenk gelockert, das durch die zunächst ungewohnte Stifthaltung im Präzisionsgriff angestrengt wird. Während sich Willem die korrekte Stifthaltung schnell aneignet, sieht es bei den Zwillingen noch ein wenig ungelenk aus. Wer sich als Elternteil unsicher ist, ob das Kind den Stift richtig hält, kann sich per Tipp auf das eingeblendete Stiftsymbol eine Anleitung zur korrekten Stifthaltung anschauen.
Eltern bestimmen die Länge der Lernzeit in einem abgesicherten Bereich
Wie bei den meisten Apps für Kinder gibt es auch in der Edurino App einen Elternbereich, der mittels eines dreistelligen Zufallscode zugänglich ist. Die einzutippenden Zahlen werden jeweils als Wort ausgeschrieben angezeigt. Für Vorschulkinder, die noch nicht lesen können, mag diese Sicherung ausreichen. Aber spätestens, wenn der Nachwuchs lesen kann, ist sie nutzlos und das Kind kann die täglich erlaubte Lernzeit nach Herzenslust verlängern. Hier wäre es unserer Meinung nach besser, wenn man bei der Erstkonfiguration einen individuellen Zahlencode festlegen könnte. Weiterhin kann hier auch das Alter des Kindes auf den Monat genau eingestellt, sowie der Name geändert werden. Schade finden wir es, dass nur ein Profil angelegt werden kann. Wollen wir etwa den Avatar ändern, müssen wir die App erst de- und neu installieren oder aber ein zweites Set kaufen. Angesichts des recht hohen Preises werden sich Familien mit mehreren Kindern genau überlegen, ob Sie für jedes Kind eine eigene Figur anschaffen. Gut gefällt uns dagegen, dass die App den Lernfortschritt grafisch darstellt.
So erhalten Eltern einen Überblick darüber, welchen Übungen (Reime, lange und kurze Wörter, Silben, Anlaute und Buchstaben) der Nachwuchs bereits gut beherrscht. Wer sich ein detailliertes Bild über das zugrundeliegende, pädagogische Konzept machen möchte, erhält mit einem Tipp auf das Glühbirnensymbol Zugang zum Edurino-Blog sowie zu weiteren Informationen. Erwähnenswert ist außerdem, dass Edurino auf der Playfab Spieleplattform von Microsoft und auf Unity Cloud Build aufsetzt. Den zugrundeliegenden Datenschutzbedingungen muss während des Einrichtungsprozesses zugestimmt werden.
Unser Fazit: Es ist faszinierend, wie unbefangen Kinder mit digitalen Inhalten umgehen und erstaunlich schnell zu Routiniers werden. Einigen Eltern fällt es sicherlich nicht leicht, Ihren Nachwuchs ab dem Vorschulalter an Tablet und Smartphone heranzuführen. Denn einerseits schwankt die Qualität der unter iOS und Android angebotenen Lern-Apps und Spiele stark. Andererseits sperren sich viele Eltern per se gegen die Digitalisierung im Kinderzimmer, die aber realistisch betrachtet aus dem Alltag des Nachwuchses nicht mehr wegzudenken ist. Das Edurino-Starterset hat es Willem, Annie und Frida jedenfalls angetan, sodass wir eine tägliche Lernzeit von insgesamt 30 Minuten vorgegeben haben. Wie sich die drei arrangieren, damit keiner zu kurz kommt, wird sich noch zeigen. Ideal wäre es aber, wenn Edurino die Einrichtung mehrerer Profile per Update nach schiebt.